HelpX: Tausche kalten deutschen Winter gegen Sommer in Australien

 

Nach unzähligen Stunden des Fliegens und des Wartens bin ich tatsaechlich in Sydney angekommen und habe mich direkt in den Zug nach Woonona... ("Where are you headin to?" "Wuuunona." "Where?" "Wuunona(?)"... ".. Aaaah. You mean  Wonuuuuna!!!".....??) gesetzt um meine erste Help-X Erfahrung zu machen.

Wer mehr wissen will, klickt bitte aufs Bild! :)


Welcome to Australia

Bestens wurde ich in Australien wilkommen geheissen. Ein nettes Mädchen, Mitte 20, offenbarte mir im Zug nach Woonona, dass es an der nächsten Station mit dem Namen "Waterfall" gar keinen Wasserfall gab. Eine alten Dame, deren Familienchronik sich irgendwann in Deutschland verlor, erzählte mir begeistert von den Schoenheiten des Royal National Parks, deren weite Waelder sich von den Bahngleisen bis zum Ozean erstreckten. Alle Menschen grinsten und die Sonne lachte.

 

Da stand ich schliesslich am Bahnhof von Woonona, ohne Nachricht von meiner Gastfamilie. Nach einem Abstecher zum Strand, und der Erkenntnis, dass die Info zu meiner Ankunft gar nicht angekommen ist, da ich die Telefonnummer erst in Vietnam in meinem neunmalklugen I Phone gespeichert habe und sie damit automatisch eine vietnamesische Vorwahl erhalten hat.  Also machte ich mich einfach auf den Weg in die 37 Popes Road, 2,5 km vom Strand entfernt. Die laengsten 2,5 km meines Lebens. Meine Laune sank mit jeder Steigung, die ich mit meinen 2 schweren Rucksäcken erklimmen musste und ich hatte zunehmend Angst in diesem Zustand des schweissgebadeten Missmuts in den ersten Kontakt zu den Menschen zu treten, denen ich in den nächsten Wochen Unterkunft und Essen verdanken soll. Also setzte ich mich hin und wieder, um zu verschnaufen und mir positiven Dinge dieses Marsches zu erdenken. "Popes Road. Juhuuuu!".. Popes Road Nr1.... Popes Road Nr 5, Popes Road Nr 5A. 5AAAA? "Whaaaat?" Es wurde immer steiler und steiler und letztlich kam ich vollkommen fertig und mit einem leicht gekünstelten Lächeln bei der Nr 37 an.

 

 

37 Popes Road, Woonona

Durch die Hintertür bahnte ich mir einen Weg ins Haus, welches im Inneren auf den ersten Blick sehr durcheinander und baustellenartig wirkte, half kurzerhand ein verkauftes Terrarium ins Auto zu hiefen und nahm ersteinmal eine ordentliche Dusche im hübsch renoviertem Badezimmer, dessen Clou eine grüne freistehende Badewanne war. Kurze Zeit später brachte die Oma dann auch schon die beiden Kinder Tom (7Jahre) und Zoe (11 Jahre) heim und schwups tobte ich mit Tom den Huegel des Gartens hinunter und spielte fangen. Nach dem Essen und einer kleinen Rundtour uebers Grundstück, ging ich aber auch direkt in mein kleines blaues Baumhaus und schlief bis zu meinem ersten Arbeitstag.

 

Nach einem ausgiebigen Haferbreifruehstück startete jeder Arbeitstag gegen 8:00. Meine Aufgaben waren sehr vielfältig. Ich wässerte den nach Permakulturprinzipien gestalteten Garten, wir holten Seegras vom Strand, um dieses dem Boden unterzumengen (und sprangen dann auch ins Meer), wir mulchten mit Beinwell, Buckweed und Stroh und wir pflanzten Gurken und andere Setzlinge. Generell gab es eine unglaubliche Vielfalt von schmackhaften und nützlichen Gewaechsen. Verschiedene Salate, Spinat, Basilikum, Petersilie, Tomaten, Gurken, Wassermelonen, Olivenbäume (von denen ich hunderte Rutherglen Bugs sammelte), Feigen, Zitronen, Limonen, Erdbeeren, Mangos, Aprikosen, Pflaumen, Tee etc.. Alle Beete waren durchmischt. Grosse Pflanzen schützten kleine. Es war herrlich zu sehen, wie alles wuchs und gedieh.

 

Im hinteren Teil des Grundstücks jenseits des Baches, auf der Seite meiner Hütte erstreckte sich ein kleines Buschareal, Ben zeigte mir dort barfuss im Unterholz verschiedene Pflanzen, die als Weed einzustufen waren und die ich vernichten sollte. Auf meine Frage, ob es auch gefährliche Spinnen etc. geben könnte, meinte Ben nur "just be gentle to nature and everything will be fine". 

 

Das eigentlich wichtige Projekt war die Hausrenovierung. Immer wenn Ben nicht arbeiten musste, arbeiteten wir daran Wände einzuhämmern, das Holz herauszureissen, die Küche mit dem Hammer auseinanderzuschmettern und die Überreste von einem Ort zum anderen zu schieben. Letztlich verkleideten wir unfertige Wände und Deckenpartien mit Villa Board und Plasterboard -  zuschneiden, positionieren und annageln. So einfach kann man in Australien Häuser bauen. Ich kanns kaum glauben, was sich in den zwei Wochen alles verändert hat.

 

Generell bin ich unglaublich dankbar für diese grandiose Help-X Erfahrung, für das gute Bio-Essen, teils frisch aus dem Garten, die Teatime auf der Veranda, das durch mein Fenster scheinende Mondlicht, das lärmende Opossum auf meinem Dach, die Trampolinsprünge vor dem Insbettgehen, die Pool-Sessions beim Nachbarn, die Touren zum Strand, die vielen Abende mit Nachbarn und Freunden, die Fahrräder fuer eigene Unternehmungen und die wunderbaren Kekse die Sarah extra für mich gebacken hat.

 

 

 

678 $ fuer einen Haarschnitt

Zoe, die elfjaehrige Tochter von Ben und Sarah ist gerade zum School Captain ihrer Schule gewaehlt worden und hat sich ihre wundervoll gewellten langen Haare abschneiden lassen, um damit Geld fuer Camp Qualitiy zu sammeln, einer Organisation die Kindern mit Krebs hilft. Fast 700 Dollar kamen durch Spenden von Lehrern, Schuelern und Nachbarn zusammen.

 

Sehr mutig und lobenswert!!

 

 

Freier Tag. Regen. Auf in den Royal National Park

Um 9:40 ging der Zug Richtung Norden zum Royal Nationalpark. Ich hatte noch 15 Minuten Zeit. Regen. Ekelhaft. Aber das kenn ich ja nicht anders. Also aufs Rad geschwungen... Mist die Kette war ja abgesprungen und hatte sich komplett verkeilt. Zum Glueck gab es noch ein weiteres Rad, aber leider ohne Gangschaltung. Durch den Regen, ueber die Huegel kam ich dann also komplett durchnaesst von innen und aussen am Bahnhof an. Herrlich!

 

Dort realisierte ich, dass ich die falsche Tour geplant hatte, da laut Timetable Sonntags gar kein Zug nach Heathcote fahren sollte. Hmm. Es kann nur besser werden! Und das wurde es.

 

Statt einen anderen Track spontan gehen zu muessen oder nach Heathcote zu laufen, fuhr tatsaechlich ein kleiner Zug entgegen aller Ankuendigung zum Startpunkt meiner Wanderung. Perfekt. Der Regen lies nach und kurzerhand befand ich mich mittem im Busch auf dem Karloo Track zu den Karloo Pools. Der Busch rief mich und ich konnte nicht anders, als meine Runde ueber die Uluula Falls zu verlaengern, den dortigen Fluss und das Laermen der Zikaden zu geniessen um anschliessend zum Zug in Waterfall zurueck zu kehren. Herrlich wars. Mehr davon!!!

 

 


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