Von Sydney nach Melbourne

 

Ca. 1.000 km bewältigten wir in ganz entspannten 6,5 Tagen.

Der Weg ist das Ziel!!



Tag 1  - Mit Sushi im Magen (Norman) und kleinem Grummeln im Bauch (ich) startete unser Roadtrip gen Süden. Auf dem Rücksitz saß Thomas, 19 Jahre, Deutscher. Ein angenehmer, ruhiger Geselle, der gerade sein Abitur gemacht hat und vor dem Studium die Welt bereisen wollte. Wie gut hat es die Jugend von heute! 


Entlang des Grand Pacific Drives fuhren wir wieder am Royal National Park vorbei, über die Sea Cliff Bridge bis nach Woonona und weiter entlang der Küste bis hin zu den Sehenswürdigkeiten von Kiama, einem wunderhübschen Leuchtturm und einem spektakulärem Blowhole, durch das einströmendes Meerwasser mehrere Meter in die Höhe gedrückt wird. 


Nach dem Grillen von ein paar Aldi-Würsten auf den vor Ort befindlichen BBQ-Grills (ab und an kann ich dieser billigen Essensvariante nicht wiederstehen) versuchten wir den nächstgelegenen freien Campingplatz, den Bombo Beach Car Park zu finden. Dafür mussten wir wieder zurück auf den Highway. Doch stellten sich Einbahnstraßen und Bahnschienen einfach in unseren Weg. Wenden, Bremsen, Drehen. Die Kühlschranktür sprang auf. Die Eier purzelten auf den Boden und verteilten sich in allen Ritzen... Norman war am Boden zerstört. Der Gedanke an faulende Eier und deren Geruch ließen ihn akribisch jede kleine Ritze putzen bis auch der allerkleinste Eierschleim entfernt war. Wieder auf der Straße kamen wir der Polizei irgendwie verdächtig vor. Mit einem: "They are not from this country" ließen sie nach einem kurzen Blick auf Normans Führerschein schnell wieder von uns ab. 


Auf dem Bombo Beach Car Park, eigentlich ein reiner Parkplatz, standen schon 2 Zelte, sodass wir ohne zu zögern auch das Zelt für Thomas aufstellten. Nachts rauschten Züge an uns vorbei. Am Morgen war der Platz voller Surfer. Bei WikiCamps ist der Platz jetzt nicht mehr gelistet..


Tag 2 - Berry, ein süßes kleinen Dorf, eingebettet in saftig grünen Hügeln, war der erste kleine Abstecher am zweiten Tag unserer Reise. Kleine Läden mit spirituellen Büchern, Kristallen, Kunst und Süßigkeiten luden uns zum Schmökern und Verweilen ein. 

Weiter führte uns unser Weg nach Nowra, einer kleinen Stadt, die für ihre Klettermöglichkeiten bekannt ist. Über den "Ben's Walk", wollten wir uns das trotz Schauerwetter genauer anschauen. Sandsteinformationen, Wiesen und traumhafte Birkenwälder voller Zikadenhüllen prägten diese kurze Wanderung (http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/62/Cicada_molting_animated-2.gif) Die Kletterrouten müssen sich allerdings woanders verstecken.

In Huskussin an der Jervis Bay kamen wir dann am Abend in den Genuss des allerbesten Fish&Chips - so einzigartig kruschig mit einer unvergleichlichen selbstgemachten Tartare-Sauce!!!! Hmmmm!!

Die Suche nach einem Nachtlager gestaltete sich dann etwas schwieriger, da alle inoffiziellen Plätze ausschließlich von Vans genutzt wurden und wir mit dem Zelt nicht zu dreist sein wollten. Letzlich fuhren wir in den Jervis Bay National Park und übernachteten am wunderschönen Caves Beach Camp Ground bzw auf dessen Parkplatz.

Tag 3 - Nachdem Thomas sich in die wilde See gestürzt und Norman den Strand hinauf und hinunter gejoggt war, und wir auch noch eine kleine Wanderung gemacht hatten, diskutierten wir erst einmalaus, wen wir wo vor den Überwachungskameras beim Verlassen des Parkplatzes verstecken können. Am liebsten hätte ich uns alle auf dem Rücksitz hinter den Vorhängen platziert! Aber Norman wollte nichteinmal zulassen, dass ich allein mich zu Thomas geselle.... was ihn am Ende nicht davon abhielt schnurstracks am Tourist Office, bei dem man hätte bezahlen müssen, vorbei zu fahren! 

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Dank meines überaus wichtigen Kartenmaterials, welches ich brauche um auf den Straßen Australiens glücklich zu sein, erfuhren wir vom Wreck Bay Aboriginal Community Land unweit des Zeltplatzes. No Public Access stand darunter. Zwei anziehende Dinge auf einmal: Aboriginals and ein Verbot. Also auf ins Aboriginal Land! 
Dort angekommen wiesen an jedem Abzweig Schilder darauf hin, dass nur Anwohner, Verwandte und Freunde befugt waren die Straße zu benutzen. Aber wir waren doch Freunde!! Oder waren wir Zoobesucher?? Immer schlechter fühlte ich mich und traute mich nicht auszusteigen. Norman ließ sich allerdings nicht davon abhalten zu Fuß weiter zu einem Friedhof zu gehen.
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Eine weitere "Sehenswürdigkeit" im Jervis Bay National Park ist das Cape St. George Lighthouse.
Berühmtheit erlangte dieser Leuchtturm vor allem wegen der einzigartigen Fehlplanung beim Bau und wegen der Tragödien, die sich bei den dort lebenden Menschen ereigneten.  
So wurde der Turm einfach 4km vom geplanten Standort, der seinerseits strittig war, versetzt erbaut, weil dort die Entfernung zum Baumaterial geringer war. Das Lighthouse wurde damit weder von der nördlichen Seite noch von der südlichen Seite der Jervis Bay kommend richtig gesehen und es kam zu 23 Schiffsunglücken in der Reichweite des Turms. 
Selbst als der Leuchtturm aus dem Betrieb genommen war, sorgte er bei Tageslicht für Verwirrung und wurde letztlich als militärisches Übungsziel genutzt und zerstört.
Unglücke ereigneten sich allerdings nicht nur auf dem Meer. Auch bei den Anwohnern kam es zu vermehrten Todesfällen. 2 Menschen starben an Typhus, einer an Pleuritis, der Leuchtturmwärter wurde beim Fischen ins Meer gespült und von Haien gefressen, ein Junge viel beim Steine werfen von den Klippen, ein Assistent wurde von einem Pferd in den Kopf getreten und ein Mädchen von einem anderen versehentlich erschossen... Schönes Ding!
 
Anschließend fuhren wir zurück nach Huskisson, dort gab es einen Fudge-Laden, der gestern schon geschlossen hatte und nach Hyams Beach, um einen Blick auf den weißesten Sand Australiens, (oder war es doch der Sand auf Frazier Island oder auf den Whitsundays) zu werfen. Leider war es zu windig zum Verweilen und es ging weiter Richtung Süden!!

Tag 4 - Aufgewacht auf einem Rastplatz am Princess Highway, machten wir dort einen kleinen Morgenspaziergang. Auf dem Drummer Walk ging es in einen wunderschönen Regenwald voller üppig grüner verschlungener Bäume.
Ich liebe Wälder.

Norman liebt das Meer. Und da zog ihn sein innerer Kompass wieder hin. Am Cape Conran kletterten wir über aus dem Meer schauende Felsen und beobachteten Seevögel, Seelöwen und einen dicken fetten Rochen. Normans Lust aufs Angeln wurde geweckt, so dass es galt einen Bait-Shop und eine Übernachtungsstelle am Meer zu finden. Mit dem Squid-Köder im Kühlschrank fuhren wir 30 Minuten eine unbefestigte Hubbelruckelstraße zu einem Basic Busch Campingplatz ohne Dusche, ohne Toilette. Es war Australia Day und wir wurden herzlichst von allen bereits betrunkenen Gästen willkommen geheissen. Sie winkten, grinsten, prosteten uns zu. Herrlich. 
Als wir uns mit der Angel und einem 4l Tetrapack Wein zum 90-Miles-Beach aufmachten wurde es schon langsam dunkel. Als Norman seine Angel fertig vorbereitet hatte, war es stockefinster. Er ging ins Wasser, holte aus... Da biss ihn etwas in den Zeh! Eine Krabbe. Er schüttelte sie ab, holte nochmals aus und warf die Angel so weit er konnte ins Wasser. Wieder an Land gespült, machte sich die gleiche Krabbe über den Köder her. 
 
Unter strahlendstem Sternenhimmel, so hell, dass man keine Lampe brauchte, wurde die Angel weiter ausgeworfen und eingeholt.. Ohne Erfolg. Der einzige Erfolg des Abends: Wir waren betrunken! 


Tag 5 - Norman lag im Koma. Er war nicht im Stande zu sprechen, zu essen oder sich gar zu bewegen. Also blieben wir noch einen Tag auf diesem wunderbaren Zeltplatz, auf dem man sich, um sein Geschäft zu erledigen, einen geeigneten Busch aufsuchen - wenn man nicht wie die Australier über ein eigenes Toilettenzelt verfügt. Als ich bereits erleichtert von einem solchen Ausflug, den Weg durch das Gestrüpp zurück suchte, raschelte es plötzlich ganz laut ... Schschkrschkrsch... Ein riesiger Varan flüchtete vor mir auf einen Baum. Dort verharrte er in der Senkrechten und war kaum noch auszumachen. 
 
Später lag ich in der Hängematte, häkelte an einer Tasche und las Game of Thrones, als sich ein Varan von der Seite anschlich. Er war nur noch 2m entfernt und lief genau auf mich zu. Scheiße. Was will der? Greift der mich an? Bleib ich einfach liegen?... Ganz schnell hob ich mich aus der Hängematte und lief Richtung Auto, natürlich nur, um meine Kamera zu holen. 
 
Irgendwann lag ich dann im Auto und hörte es neben uns rascheln, der Varan war wieder da! Mit seinen prächtigen Klauen hat er die im Ast hängende Mülltüte aufgerissen und machte sich mit seiner langen gespaltenen Zunge nun über alles Essbare und weniger Essbare her. Als eine Plasiktüte noch halb aus seinem Maul hing, versuchte ich sie mit einem Stock festzuhalten und herauszuziehen, doch die andere Hälfte befand sich schon tief in seinem Schlund und konnte nicht mehr nach oben befördert werden. Ggggrrrrr. Diese blöden Plastiktüten!!!!!
 
Am Abend zog ein wahnsinnig guter Duft von den Nachbarn zu uns hinueber. Es roch nach brutzelndem Fett und ... Gemuese ;) Ich hatte sooooo einen Kohldampf. Alles Essbare war bereits vertilgt, nur 4 chinesische Instantnudelsuppen noch uebrig. So kam es, dass es mir endlich erlaubt war, unser Schlafzimmer in eine Kueche zu verwandeln und die Gasflasche aufzudrehen. Jippie! Das Gas war noch voll! Das Wasser kochte, die Suppe war untergeruehrt und der Hunger gestillt, zumindest ansatzweise. Ein Fisch zum Nachtisch waere einfach perfekt gewesen. Aber da brauch der Herr L. wohl  noch ein wenig Uebung.

Tag 6 - Weiter ging es Richtung Melbourne, schnurstracks ohne besondere Vorkommnisse! Zu Mittag des 7. Tages erreichten wir die Hauptstadt Victorias... allerdings ohne Tankdeckel. Dazu bald mehr.


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