The Great Ocean Road

Nach ein paar großartigen Tagen in Melbourne, machten wir uns wieder auf den Weg gen Süden! Die Great Ocean Road wartete auf uns, eine 243 km lange Straße, die alle Küstenorte von Torquai bis Adelaide verbindet und grandiose Blicke auf die Küste mit ihren Leuchttürmen und Felsformationen sowie Ausflüge in die angrenzenden Regen- und Eukalyptuswälder mit ihren vielen Wasserfällen und Koalas bietet.



Planänderung

Fünfzig km hinter Melbourne, kurz vor Start des berühmten Küstenweges, erreichte Norman ein Anruf: "Kannst du morgen arbeiten? Wir suchen noch Leute!" Birnen sollten gepflückt werden, über einen Zeitraum von 2 bis 3 Wochen. Hmmmmm...
Angehalten und hin und her überlegt! Keine Great Ocean Rd bzw Aufschub des Ganzen, kein St Kilda Festival am Wochenende.. Dafür endlich Arbeit in einem überaus teuren Land! Norman wollte das Angebot gern annehmen und während wir also umdrehten und Richtung Norden fuhren, versuchte ich mir darüber Gedanken zu machen, was ich mit der gewonnenen Zeit anstellen könne. Fürs Birnenpflücken war ich nämlich angeblich zu klein und eine Arbeitsgenehmigung hatte ich ja auch nicht... Allein schonmal vorzufahren war keine Option, für ein HelpX-Kompostklobau an der Ostküste war die Zeit zu knapp... Planänderungen sind nicht so meins!!! Aber erstmal auf nach Shepparton! 
 
Wir erreichten Shepparton spät am Abend. Da wir den Farmer während der gesamten Fahrt nicht mehr telefonisch erreichen konnten, suchten wir uns einen nah gelegenen Schlafplatz in einem kleinen Wäldchen und schliefen alsbald ein... Plötzlich hämmerte es an der Tür! BUMM, BUMM, BUMM. Blitzartig zog ich die Gardine richtig zu, um mich vor dem grell hereinscheinenden Taschenlampenlicht zu schützen. Mein Puls war schlagartig auf 180. BUMM, BUMM, BUMM - "Victoria State Police. Please open the door" Wir öffneten die Tür und eine Ladung benutzten Toilettenpapiers landete auf den Schuhen zweier Polizisten. Peinlich. Halbnackt und voller Adrenalin versuchten wir unsere Pässe zu finden. Nachdem die Polizisten uns genau gemustert hatten, fragten sie uns, ob uns etwas aufgefallen sei. Angeblich hätte ein Raubüberfall in dem Wäldchen stattgefunden und wir sollten doch das Auto verschlossen halten und uns vorsehen.... Ääääähm. Okay!
 
Einschlafen konnte ich nur noch schlecht. Ab und an fuhr ein Auto den Waldweg entlang u.a. auch ohne Licht und ich hoffte einfach, dass dies die Polizei war. Ein paar Stunden später, es war noch immer stockfinster, musste Norman zur Toilette. Er öffnete entgegen der Empfehlung der Polizei die Tür, zog sich verschlafen seine Schuhe an, als aus dem Dunkel plötzlich ein Mann herbei sprintete!!!!.... What the F***???? Genauso schnell, wie er angelaufen kam, lief er vorüber und war verschwunden. Norman schwang sich aus dem Auto und pullerte an den nächsten Baum. 
 
Am Morgen parkte ein altes weinrotes Auto ca. 20 m neben uns. Wie sich herausstellte wurde sein Fahrer ebenfalls nachts von der Polizei geweckt und hat sich aufgrund der Begebenheiten zu uns gestellt. Er war, wie jedes Jahr, zum Früchtepflücken in der Stadt und wartete auf den Start.
 
Norman wartete ebenfalls auf den Start seiner Früchtepflücksaison, doch konnte er den Farmer nochimmer nicht erreichen! Das Telefon war entweder besetzt oder klingelte... Ohne Antwort. 
Frustriert fuhren wir zu Innenstadt und besuchten dort das offizielle Vermittlungsbüro für Früchtepflückjobs, wo man sich in eine laaaaange Liste eintragen konnte. Nach Aussage der Mitarbeiterin hatten große deutsche Männer zwar besonders gute Chancen auf eine Vermittlung, doch könne sie nichts versprechen. 
Wir frühstückten also erst einmal ausgiebig am örtlichen BBQ und machten einen Spaziergang am Ufer des dortigen Sees, entlang bis zu einem Segelverein, für den sich Norman interessierte. Doch statt Segelkurse anzubieten, arbeitete der Verein mit behinderten Menschen. Segeln lernen könne man nur, wenn man sich regelmäßig engagiert und sie an dem Sport teilhaben lässt. Ziemlich gute Sache! Doch letztlich blieb uns nichts anderes übrig, als all den anderen, auf Arbeit wartenden, Backpackern am Goulburn River Gesellschaft zu leisten. Wir verweilten noch ein paar Stunden in der Hängematte, bevor wir den eigentlichen Plan wieder aufnahmen! Great Ocean Road wir kommen!

Torquay - Lorne

Die Great Ocean Road schlengelte sich zwischen Bergen auf der einen und dem Meer auf der anderen Seite immer weiter Richtung Südwesten, vorbei am Surferparadies Bells Beach, der gerade keine nennenswerten Wellen vorzuweisen hatte, und diversen anderen sandigen und steinigen Stränden und Aussichtspunkten, bis hin nach Lorne, einer kleinen perfekten Stadt, um sich niederzulassen. Es gab Natur satt, Strände, Wälder und alles was das Herz sonst begehrt. 
Von unserem Parkplatz in den Hügeln von Lorne machten wir eine schöne Abendwanderung. Der Weg kreuzte eine idyllische grüne Farm an einem Bach, mit Apfelbäumen, zwischen denen Kangurus grasten und Hühner und Enten watschelten... Und alles in wunderschönem goldenem Licht getaucht! 
Weiter ging es zwischen riesigen Gumtrees zu zwei Wasserfällen und anschließend hinunter in einen sattgrünen, wilden Canyon. Während wir so dahin liefen und uns fragten, wie sich wohl ein Koala anhört, saß plötzlich ein besonders knuffiges Exemplar direkt am Wegesrand. Es kletterte auf den nächsten Baum und kratzte sich erst einmal genüsslich mit den Hinterbeinen hinter den zerzausten Ohren, bevor er uns zeigte wie sich ein richtiger Koala so artikuliert! Herrlich!

Lorne - Johanna Beach

In Lorne besuchten wir noch eine Gallerie mit großem Skulpturengarten, genossen den Blick vom Teddies Lookout und machten einen weiteren Abstecher zu den größten Wasserfällen der Region,den Erskine Falls. Auf dem Weg dorthin wurde vor einem starken Gefälle gewarnt, so dass wir Nelly, die bei normalen Bremsvorgängen bereits genug Füssigkeit verliert und es wohl nur mit größter Anstrengungwiederzurück nach oben geschafft wäre, vorsichtshalber am Straßenrand zurück ließen und die weitere Strecke zu Fuß zurück legten. Vor dem Wasserfall, dessen Grund man über einigehundert Stufen erreichen konnte, posierten zwei russische Landsleute und freuten sich darüber auf den Fotos aller Touristen verewigt zu sein. Wir folgten dem Wasser weiter stromabwärts. Fasziniert von den Pflanzen des Regenwalds, des gluckernden Wassers und des schmalen gewundenen Weges mal links, mal rechts vom Flüsschen, hätte ich ewig weiterlaufen können, doch entfernten wir uns nur immer weiter von Nelly und der Great Ocean Road. Also hieß es statt dessen Treppen steigen und steile Anstiege bezwingen. 
Unweit von Lorne stoppten wir in Wye River, das für seine Koalas bekannt ist. Und tatsächlich saßen sie, nur ca 20m von der Great Ocean Road entfernt, zugedröhnt und dösend oder auch futternd in den Baumkronen. Was für wunderbare Tiere! 
Ein weiterer Abstecher führte uns zum Cape-Otway-Leuchtturm. Der Turm hatte zwar schon geschlossen, doch genossen wir die Landschaft, die langsam in goldenrosa Licht getaucht wurde und das tiefe Brummen der Koalas in den Bäumen am Wegesrand. 
Unseren Schlafplatz fanden wir am schönen Johanna Beach, wo es viel Platz für australische Camper mit ihren riesigen Anhängerzeltaufbauten und Toilettenzelten, sowie für unzählige Campervantouristen wie uns gab. Die Dünen luden allerdings noch viel mehr zum Schlafen ein, sodass wir unsere Sachen packten und uns dort ein schönes, weiches Bettchen unterm Sternenhimmel bereiteten. Australia at its best!

Johanna Beach - 12 Apostels

Nach einer kleinen Joggingeinlage durch Norman, einem weiteren wunderschönen Regenwald-Walk und einigen Kilometern Fahrt, kamen wir endlich zu den Zwölf Aposteln, einer Hauptattraktion der Great Ocean Road. Es war bereits Nachmittag und zusammen mit uns erreichten ca. 50 Touristenbusse mit Chinesen, Milllionen von gemeinen Schmeißfliegen und diesige Wolken diese Felsformationen vor der Küste Victorias. 

Zwar sollte weitere Felsen folgen, doch war der Streckenabschnitt bis Adelaide davon abgesehen wohl weniger sehenswert, so dass wir uns entschieden das Chapter Great Ocean Road abzuschließen und ins Gebirge der Grampians aufzubrechen.

Der Blick auf die Karte


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