Crystal Beach


Vom Gruselort zum Touristenspot der Haupstädter

Von Manila aus wollten wir schnellstmöglich an einen Strand, um von dort aus ganz entspannt Pläne für die weitere Reise schmieden zu können. Der Crystal Beach in San Narciso nördlich von Manila sollte es werden, denn er galt im Rough Gide als günstiger "surfers´ hangout" mit einem "laidback vibe", mit Hängematten, Tiki-Hütten und einem günstigen Patz für unser Zelt. Dies klang perfekt für die ersten Tage. Erst einmal Sonne tanken, sich eingewöhnen und dann weitersehen.


Das zugehörige Crystal Beach Resort galt im Lonely Planet von 2006 allerdings als äußerst bizarrer Ort, der zum Teil evangelischer Zufluchtsort und zum Teil Surf Camp war. Aufgrund eines gewissen Gruselfaktors empfahl der Reiseführer lieber im 35km entfernten Botolan zu nächtigen.  Interressant!

Als wir nach mehreren Busfahrten, die zusammen statt 2 Stunden über 6 Stunden gedauert haben, dann endlich in San Narciso ankamen, herrschte ein buntes Treiben auf dem Marktplatz. Kleine niedliche Mädchen in bunten Kleidern mit ewig langen Schleppen und süße Jungs in Smokings warteten darauf über einen roten Teppich zu laufen. Unter Nennung ihrer Namen, Herkunft, Abschlüsse und Zukunftsaussichten stolzierten bereits ältere „königliche Hoheiten“  zur Community Hall, um sich dort auf einem Stuhl niederzulassen. Die Königin wollte anscheinend Buchhalterin und der König Anwalt werden. Ich habe absolut keine Ahnung was das sollte. Die meisten Stühle waren leer und niemand zeigte auch nur eine Emotion. 

Wir schauten dem Geschehen einige Minuten interessiert und verwirrt zu, bis wir in ein Tricycle stiegen, das uns zum Crystal Beach Resort brachte. Tricycles sind quasi Mopeds mit einem seitlichen Ausleger zum Kutschieren von Passagieren, die eine bedeutende Rolle im Transportsystem der Philippinen spielen. Ich sah von der Fahrt quasi nur die Betonplatten der Straße, genoss den warmen sommerlichen Abendwind aber ungemein.

Als das Tricycle anhielt, verblüffte uns das erste Verbotsschild. Es gab eine „Corkage Fee“ für mitgebrachte Getränke. Wir hatten uns gerade 3l Wasser für je 30 Pesos gekauft und sollten dem Schild nach nun nochmals 50 Pesos pro Flasche zahlen, wenn wir hier schlafen wollten. Sind die bekloppt? Ich stopfte die Flaschen ersteinmal in unsere Rucksäcke, bevor wir zur Rezeption stapften. Dort kam dann der nächste Schock: 1.700 Pesos sollte ein Zeltplatz kosten! Mit mitgebrachten Zelt! Fast 30€! Die spinnen wirklich! Wir schauten uns den Platz ersteinmal genauer an und entschieden uns aufgrund der fortgeschrittenen Stunde und des Mangels an Informationen über andere Möglichkeiten in den sauren Apfel zu beißen und eine Nacht hier zu verbringen. Immerhin standen nur wenige Zelte unter den kleinen Pinienbäumen, die sanitären Anlagen waren sauber, der Komplex war riesig und es sollte noch ein kleines Konzert am Strand geben. 

Gruselig war hier jedenfalls nur die Preise!

... und die Verbots- und Hinweisschilder!



Nachdem wir das Zelt aufgebaut hatten, gingen wir zum Strandrestaurant. Davor war eine kleine Bühne improvisiert und es saßen viele philippinische Touristen auf Matten im Sand, um der Musik zweier Jungs zu lauschen, einer mit Gitarre, der andere mit Cachon. Aber bevor auch wir uns dazugesellten, brauchten wir etwas zu essen. Leider gab es aufgrund der späten Uhrzeit viele Speisen nichtmehr! Nur die Starter zum Beispiel gab es noch: Dynamite, Cheese Sticks und noch 2-3 weitere Dinge. Da wir keine Ahnung hatten, was das alles sein sollte, entschieden wir uns für eine Starterplatte, mi teiner Variation aus allem. Aber nein! Die Starterplatte war nicht verfügbar!!! „?“ Die einzelnen Starter gibt es! Eine Variation der Starter gibt es nicht? Das wollten wir jetzt genauer wissen und blieben hartnäckig! Und siehe da: kein Problem! 

Wir setzten uns raus in den Sand, tranken ein Bier und einen Cocktail und beobachteten das Treiben. Die Musik der Band war gar nicht schlecht und zum Vergnügen aller luden sie zum Mitmachen ein, dh. es gab quasi Live-Karaoke mit Texten vom Handy. Die Philippinos meldeten sich am laufenden Band, feuerten sich an und feierten sich und ihre Freunde. Zu unserer Überraschung konnte wirklich jeder von Ihnen unglaublich gut singen!! 


Solidarische Fischerei


Am frühen Morgen als die Sonne gerade über die Bäume und Berge kletterte und den Strand in ein warmes Licht tauchte, machten wir einen kleinen Strandspaziergang.  Ein paar hundert Meter nördlich vom Crystal Beach Resort waren Jung und Alt eifrig damit beschäftigt ein Fischernetz an Land zu ziehen. An zwei Enden arbeiteten sie sich langsam aufeinander zu. Mit vereinten Kräften zogen die Beteiligten das Netz immer weiter zusammen und sogar Max packte mit an! Als das Netz endlich an Land gezogen war, wartete ich ganz gespannt darauf den Fang zu sehen. 


Es waren klitzekleine silberglänzende Fische, die mir voller Stolz präsentiert wurden. Während einige Männer gekonnt das Netz zusammenlegten, sortierten andere schon fleißig die Fische. 

Dem Besitzer des Fischernetzes stand die Hälfte der Beute zu. Der Rest wurde unter allen beteiligten Dorfbewohnern gleichmäßig aufgeteilt. 


Ein bis zwei Mal täglich treffen sich hier die Dorfbewohner, die sich durch ein wenig Arbeit beim Netzeinholen eine Handvoll Fisch mit nach hause nehmen können. 


Ich frage mich, ob der Fang früher grösser war, ob der Anteil des Netzbesitzers korrekt und ob ähnliche Systeme bei uns funktionieren würden.