Auf in den Sommer

 

Weg wollen wir, weg aus dem nasskalten deutschen Winter, der schon lange kein richtiger Winter mehr ist. Hinein in den Sommer, einem richtigen Sommer mit Sonne satt, Schweißperlen, Salzwasser auf der Haut und lautem Vogelgezwitscher. Doch wohin genau??

 

Cabo Verde? Madagaskar? Brasilien? Sri Lanka?

 

Nach tagelanger Flugrecherche entscheiden wir uns aufgrund des unschlagbaren Flugpreises von 400€ für einen Flug nach Manila. Sechs Wochen Philippinen und keine Ahnung worauf wir uns da einlassen. Nur die Stimmen von Freunden und Bekannten sind in unseren Köpfen: das Essen sei schlecht und zumindest gewöhnungsbedürftig, Manila sei super gefährlich, das Land hätte ein typisch asiatisches Flair gegen einen amerikanisch-kolonialistischen Vibe getauscht etc. pp.

 

Wir denken lieber an traumhafte Strände, Sonnenschein und grinsende Filipinos und sind nun gespannt auf unsere eigenen persönlichen Erfahrungen, die wir hier festhalten möchten.


Anreise nach Manila

 

Nachdem wir putzend die Nacht durchgemacht haben, um unsere Wohnung während unserer Abwesenheit vermieten zu können, verpassten wir noch fast unseren Zug nach Frankfurt. Meine Freundin Lisa empfing uns an der U-Bahn und tischte uns bei sich noch ein leckeres Frühstück auf bevor sie uns mit ihrer Tochter erst zum Globetrotter kutschierte (ein Seidenschlafsack und ein paar Einlegesohlen in den Wanderschuhen fehlten noch) und dann noch direkt zum Flughafen brachte!! PERFEKT. Danke Lisa!

 

Beim Check-In am Flughafen wies mich die Bearbeiterin unserer Fluggesellschaft    Kuweit Air freundlich darauf hin, dass ich mit meinem zerfledderten Reisepass in einigen Ländern Probleme bei der Einreise haben könnte. Eine Schutzhülle solle ich mir kaufen, um auf der sicheren Seite zu sein. „Das wär´s ja jetzt noch!“ Ich nahm den Hinweis durchaus ernst und suchte im Flughafen nach einer Möglichkeit meinen Reisepass etwas zu verschönern. Bei Samsonite fand ich schließlich eine Hülle aus samtweichem schwarzen Leder, die 30€ kosten sollte und entschied mich dafür lieber das Risiko in Kauf zu nehmen.

 

Nachdem ich den Ausweis und die Flugtickets noch ein paar Mal zeigen musste, schaffte ich es auf jeden Fall schonmal ins Flugzeug. Vor dem Start flimmerte ein Koranvers über die Bildschirme und während die Flugübersichtskarte wie immer die Höhe und die Distanz zum Ankunftsort anzeigte, wurde alle 30 Sekunden für Sekundenbruchteile der Weg nach Mekka eingeblendet. Darüber hinaus musste man vor jedem Film und vor jeder Serie im Entertainmentprogramm, eine zehnminütige Lobpreisung zur Flüchtlingshilfe des Staates Kuweit über sich ergehen lassen. Ein Lob hat aus unserer Sicht auf jeden Fall das Essen an Board von Kuweit-Air verdient.

 

Kurz vor der Landung fiel mir im Halbschlaf ein, dass ich dem Airbnb-Gast, der in wenigen Stunden in Berlin ankommen sollte, noch nicht mitgeteilt hatte, wo er seinen Schlüssel in Empfang nehmen sollte. Auwei. Also rannte ich in Kuweit auf und ab und versuchte Wifi zu finden, während Max sich fragte, was die verhüllten Männer und Frauen wohl so unter ihren Umhängen tragen. Auf Rückfrage an den drei Essensständen teilte man mir mit, dass es kein öffentliches Wifi gäbe. Also versuchten wir es in einer dieser privilegierten „Prinzenlounges“. Ich bettelte förmlich, als mich die junge Dame abwimmeln wollte. Aus Notfallgründen tippte sie mir das Passwort ins Handy ein und schickte uns damit wieder vor die Tür, damit wir das betuchte Publikum auch nicht störten. Puh, das ging nochmal gut!

 

Gegen 16:00 flogen wir dann in Manila ein. Mit unzähligen Chinesen, deren gesangartige Sprache mich seit meinem Auslandssemester auf eine besondere Art erfreut, standen wir in der Einreiseschlange. Alle hatten makellose Reisepässe. Die Spannung stieg. Als ich an der Reihe war, übergab ich meinen bereits aufgeschlagenen Reisepass mit meinem freundlichsten Lächeln … und bekam ohne Probleme ein Visum für 30 Tage. Eine Verlängerung für den weiteren Aufenthalt sollten wir bei einem Bureau of Immigration beantragen.

 

Am Gepäckband liefen unsere Rucksäcke schon auf und ab als wir endlich dort ankamen. Also aufgeschnallt und auf zum Ausgang, auf zur Sonne, auf ins Abenteuer! Doch wohin genau?

 

Ersteinmal brauchten wir Geld und stoppten am Geldautomaten:

 

Nachdem Max seinen Pin eingegeben hat und der Automat darauf hinwies, dass eine Gebühr von 200 PHP fällig wird, entschieden wir uns zuerst kopfkratzend für eine Abbuchung vom Savings- Account. Den Unterschied zwischen Credits-, Current- oder Savings-Account verstehe ich nochimmer nicht wirklich, denke mir aber, dass ich doch hart gespart habe für den Urlaub und nehme meist den letzteren. Anschließend soll man den Abbuchungsbetrag eingeben: P00.00 steht auf der Anzeige… und wieder kratzt man sich am Kopf und fragt sich, ob der Automat Centbeträge ausspuckt oder ob hier 1000er Trennzeichen anders behandelt werden.

 

Da 60PHP 1€ entsprechen, versuchen wir es mit P20000.00. Der Automat bearbeitet unseren Auftrag und bricht den Vorgang aus unerklärlichen Gründen ab. Wir versuchen es nochmals mit einem kleineren Betrag von P10000.00, doch wieder wird der Vorgang abgebrochen. Kein Problem, es gibt ja noch einen anderen Automaten, welcher bis vor einer Minute noch von einer Horde Amerikaner belagert wurde.

 

Max versuchte es dieses Mal direkt mit 10.000 PHP und es klappte auf Anhieb. Als ich dann mit meiner Karte den gleichen Betrag abheben wollte, zeigt er nach einiger Wartezeit plötzlich folgende Meldung:

 

„Less than the minimum amount required.“

 

Höh? Max hat doch gerade genau diesen Betrag bekommen! Ich versuchte es mit 20.000 PHP und wartete auf die Bearbeitung.

 

 „Less than the minimum amount required.“

 

Aaaahja! Ich versuche es trotz der Aussage des Automaten mit 5.000 PHP:

 

„Less than the minimum amount required.“

 

Wir ziehen die Karte nochmal raus und versuchen es erneut. Siehe da: 10.000 PHP kommen ohne weitere Probleme aus dem Schlitz. Geht doch!!!

 

Endlich draußen, endlich Wärme, und wir hatten noch immer keinen Plan, ob wir direkt weiterfahren oder uns in einem Hostel in der Stadt einquartieren sollten. Wir machten es uns vor dem Flughafengebäude auf unseren Rucksäcken gemütlich und studierten sowohl den Rough Guide von Freunden aus dem Jahre 2014, den Lonely Planet von 2006 sowie das Internet (hier gab es im Gegensatz zu Kuweit ein offense Wifi).  Nichts hörte sich gut an. Entweder es schien voller Australier, Amerikaner und Engländer oder es war sackteuer oder beides, und die Doppelzimmer waren auch schon alle belegt. Erst als es dunkel wurde, entschieden wir uns trotz genau dieser Merkmale für ein 4er Zimmer im Z-Hostel, dass wir sicherheitshalber sofort im Internet buchten. Wir dachten, dort durch andere Reisende evtl. ein paar Eindrücke und Tipps für das Land zu erhalten.

 

Ein weißes Airport-Taxi transportierte uns zum Hostel in Makati, einem reicheren Business-District mit Wolkenkratzern, Bars und Restaurants. Es war Rush-Hour und wir kamen nur langsam voran. Unser Taxifahrer unterhielt uns dafür bestens. Was für ein witziger und frecher Typ. Faszinierend fand ich vor allem einen relativ kleinen Platz, um den dutzende Leute herumjoggten und sich anderweitig sportlich betätigten. 50x50m, beleuchtet von Straßenlaternen. Wo sind wir hier gelandet? Das soll Manila sein?

 

Am Z-Hostel angekommen, musste unser Zimmer erst noch gesäubert werden, also ließen wir unsere Rucksäcke dort und entdeckten die Gegend. Es gab einen 7-Eleven ums Eck, an dem ein kleiner Junge bettelte, ansonsten schien alles recht gesittet. Es gab ein paar Stände mit gegrillten Spießen, die uns sehr anzogen, doch da wir unsere Mägen am ersten Tag noch etwas schonen wollten, kehrten wir in ein Restaurant ein, welches gut gefüllt war. Doch es gab nur Frühstück! Gut, dass dies auf den Philippinen eher herzhaft ausfällt. Wir bestellten auf Verdacht Bacon Congee mit pochiertem Ei und eine Dose Rootsbeer. Dieses Bacon Congee, war eine Art Reissuppe, die schon durch das bloße Aussehen einen kleinen Würgereiz in mir auslöste. Sie war glibberig, mit weißen Brocken und schwimmenden unidentifizierbaren Dingen. Der Geschmack allerdings war gar nicht so übel. Nur das Rootsbeer war furchtbar, kein Bier sondern supersüßer, künstlicher Softdrink.

 

Zurück im Hostel bekamen wir einen Chip um den Arm und eine Schlüsselkarte fürs Zimmer: Alles sehr modern hier! 300 Pesos mussten wir jeweils auf den Chip laden, bevor wir in unser 4-er Zimmer ziehen und den Ausblick auf die umliegenden Wolkenkratzer in der Rooftop-Bar genießen konnten. Im 7. Stock konnte man hier vor allem reichen Filipinos beim Trinken zuschauen. Zu lauter Musik kauften sie sich flaschenweise Jägermeister für 60€/Flasche, während wir die lokalen Biere probierten. Auf der Getränkekarte standen ganz neu auch: KLOPFER!

 

Zu uns ins Zimmer gesellte sich noch ein 31-jähriger deutscher „digitaler Nomade“, der die meiste Zeit auf den Philippinen saufend mit anderen Touristen in Manila und Boracai verbracht hat und uns somit mit Anti-Reisetips versorgte.

 

Im Oberstock des Doppelstockbetts verbrachten wir unsere erste Nacht auf den Philippinen. Wir schliefen selig zum Geratter der Klimaanlage und wussten wieder nicht, wohin es uns am nächsten Tag verschlagen wird. Am Morgen gab es erstmal ein reichhaltiges Frühstück mit Eiern, Marmeladentoasts und supersüßer Erdnussbutter. Sogar Früchte, Cornflakes und süßer Saft wurden aufgetischt. Besonders erwähnenswert sind die unglaublich freundlichen Angestellten, die uns mit allen nötigen Infos zu unserer Weiterfahrt versorgten.

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