Auf den Spuren Caspar-David Friedrichs: Der Malerweg (Teil 1)

Im Sommer 2013 standen wir bei herrlichstem Sonnenschein mit dem Daumen nach oben am Berliner Straßenrand. „DD“ lautete die Aufschrift auf unserem Pappschild. Das eigentliche Ziel aber war Liebethal. Denn das kleine Dorf nördlich von Pirna bildet den Einstieg zum Malerweg, einem der schönsten Wanderwege Deutschlands. Bewaffnet mit einem Schlafsack, einer Isomatte, einem Kocher, einem Moskitonetz, einem Tarp und ein paar Annehmlichkeiten wie einer Hängematte und einer Flöte wollten wir die 112 km wie „richtige Wanderer“ zurücklegen.



Tag 1: Berlin - Liebethal - Waldstück bei Lohmen

Es hätte nicht besser laufen können. Wir wurden beim zweiten Lift von einem netten Tischler direkt bis nach Liebethal gebracht. „Zum Malerweg“ hieß das erste Straßenschild, das wir erblickten, auch wenn die Straße nicht zum Malerweg, sondern in eine andere Richtung führte. Ist ja logisch, oder?


Auf dem Malerweg angekommen liefen wir entlang der Wesenitz und freuten uns auf alles, was vor uns lag, Goldiges Licht schien durch das Hellgrün der Bäume und wir tauchten langsam ein in unser kleines Wanderabenteuer. „Endlich Da. Endlich Natur. Wie WUNDERBAR!!“


Etwa nach dem ersten Kilometer drangen dann leise Töne an unsere Ohren. Was war das? Wo kam das her? Zuerst kaum von Vogelstimmen zu unterscheiden, rauschte bald eine Welle von undefinierbaren Klängen heran. Ich fühlte mich, wie in einem Abenteuer-/Fantasy-Film und erwartete eine Horde Orks auf uns zu stürmen. Statt dessen stand alsbald vor uns: Herr Richard Wagner, der Meister, überlebensgroß, und es begleitete uns seine Musik, lautstark aus installierten Lautsprechern kommend. Äußerst beeindruckend. Vor allem, wenn man damit nicht rechnet.


Unweit von Lohmen schlugen wir im Wald unser erstes Lager auf. Auf einem weichen Moosbett, ließen wir uns mit den Isomatten nieder und komponierten zuvor noch so einige Kakophonien in der Hängematte. Sollte Wagner uns gehört haben, er hat sich bestimmt mehr als einmal umgedreht.


Tag 2: Waldstück bei Lohmen - Felsen hinter Wehlen

Nach einem genüsslichen Morgen mit Vogelgezwitscher und ersten Sonnenstrahlen, bereicherte die Natur unser Frühstück mit überaus leckeren Himbeeren. Ausgeruht und gestärkt ging es dann hinab in den Uttewalder Grund, einem feucht-kühlen Felsental, in dem es von allen Seiten mosgrün leuchtete. Caspar David Friedrich hat einst mehrere Tage hier verbracht, um die düster-romantische Stimmung aufzunehmen und auch ich hätte dort eine längere Zeit verweilen können. Durch das berühmte Felsentor, das durch herabstürzende sich verkeilende Felsblöcke entstanden ist, gingen wir unerschrocken Richtung Wehlen.


Wir gönnten uns ein Eis auf dem Marktplatz und planten uns in der Elbe zu erfrischen. Da diese dann aber doch nicht ganz einlandend aussah, musste der Brunnen vor dem Rathaus herhalten. Was für ein Anblick.


Tag 3: Felsen hinter Wehlen - Bastei - Amselgrund - Hohnstein - Gautschgrotte

Über den Höllengrund gelangten wir zum Steinernen Tisch und schließlich zu einer der bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Sächsischen Schweiz, der Bastei. In der dortigen Nationalparkgalerie Schweizerhaus, in der der Malerweg durch Bilder bedeutender Maler und historische Zitate mit aktuellen Fotografien verbunden wird, war zur Bastei folgendes zu lesen:

 

anonym 1852: "Die Bastei bildet den Hauptknotenpunkt des geselligen Reiseverkehrs der sächsisch-böhmischen Schweiz und gibt während der großen Reisesaison eine Art Sammelplatz für die fashionable und nichtfashionable Welt Europas ab. An schönen Sommersonntagen und zumal zur Zeit der allgemeinem deutschen Völkerwanderung, zur Pfingstwoche, ist der Zusammenfluss von Menschen auf dieser wunderschönen Felsplatte so groß, daß kaum einige Erfrischungen und Sitzplätzchen zu erlangen sind. Das Treiben ist hier alsdann von der Art, daß man sich eher auf einem Jahrmarkte, als auf einem durch seine Naturschönheit ausgezeichnetem Punkte zu befinden glaubt." 

 

Daran hat sich anscheinend bis heute nicht viel geändert. Neben unzählig vielen Menschen, gab es sogar einen Münzprägeautomaten und eine Maschine, die in die Zukunft sehen konnte.

 

Nach einem Abstecher zur Felsenburg Neurathen (Achtung: Das Drehkreuz ist Nichts für "richtige Wanderer" mit viel Gepäck), versuchten wir schnell dem ganzen Tumult zu entkommen. Doch auch am Amselsee wurde geguckt, gequasselt und gerudert was das Zeug hielt. Gegen einen Obolus kann man hier den Amselfall in Aktion sehen. Ganz großes Kino.

 

Hinter Rathewalde führt der Malerweg dann auf einem kurzen Teilstück direkt an der Straße entlang Richtung Hohnstein. Heiß war es zwischen den Feldern, aber der weite Blick auf die sächsischen Tafelberge und die Kamillen, die wir für einen abendlichen Tee sammelten, entschädigten mehr als genug. Wieder im kühleren Grün der Wälder wurde es langsam Zeit nach einer Übernachtungsmöglichkeit zu suchen. "Gautschgrotte" stand auf einem Wegweiser und mein persönlicher "Nachtlagerscout" Herr L. nahm die Witterung auf. Leider waren wir da wohl nicht die Einzigen. Eine Familie hatte sich hier schon eingerichtet und meinte, dass es wohl noch kleinere Bofen in der Nähe gebe. Also schnallte Herr L. seinen Rucksack ab, erkundete die Gegend und fand eine kleine Höhle mit hartem, unebenen Untergrund in der wir es uns so gut es ging gemütlich machten.


Fortsetzung folgt...

Hier gehts zu Teil 2


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Kommentare: 1
  • #1

    HappyHiker (Mittwoch, 23 November 2016 15:03)

    Wow, Ihr habt mit dem Wetter deutlich mehr Glück gehabt! Wir waren Ende Oktober 2016 mit deutlich weniger Sonne auf dem Malerweg unterwegs. Berichte zu unseren Eindrücken findet Ihr - Etappe für Etappe - unter https://happyhiker.de/wandern/deutschland/malerweg/