66-Seen (2): Wensickendorf - Wandlitz (8,5 km)


Es ist noch kalt. Die Bäume zeigen noch keine Spur von Grün, aber der Himmel lacht und mit viel Optimismus lässt sich bereits erahnen, was unweigerlich kommen wird: der Sommer! Also zog ich ein weiteres Mal hinaus, um die umliegenden Seen zu erkunden und für die kommende Hitzeperiode gewappnet zu sein.

 

Meine heutige Strecke: Birkenwerder bis Wandlitz.

 

In Birkenwerder laufe ich zwischen zwei Feldern entlang. Der Weg ist gesäumt von großen Birken und Pappeln. Ein Schild wurde an einer Birke befestigt. In gelben, zum Teil abgelösten Großbuchstaben steht geschrieben:

 

"ABLADEN VON MÜLL

UND SCHUTT VERBOTEN

RAT DER GEMEINDE

WENSICKENDORF"

 

Doch wo es einen solchen Hinweis bedarf, ist der Müll auch nicht weit. Kabel und Metallschienen säumen den Weg, ein Teppich liegt im Graben, ein Netz hängt im Baum, ein Tonband flattert im Geäst. Ich frage mich: "Warum?? Warum ladet man seinen Scheiß einfach in die Natur? Hier bei uns? Direkt an einen Wanderweg?" Kofferraumklappe auf, Zeug raus? Warum?" Ich versteh es nicht. Meine Laune sinkt.

 

Schließlich komme ich zur Kolonie West von Stolzenhagen. Zwei, drei Kilometer muss ich von dort entlang einer Straße laufen. Ich komme an einer Beerdigung vorbei und biege im Ort nach rechts ab. Der Stolzenhagener See liegt nun links von mir, direkt hinter den Häusern, einen Zugang für Otto-Normal-Verbraucher erkenne ich nicht. Als ich das Dorf verlasse, steht dort ein Anti-Windradplakat. Irgendwie unsympatisch hier. Vielleicht sollten sie den Ort lieber wegbaggern und Kohle fördern, oder aber auch ein AKW ans Seeufer bauen. Das klingt doch gut. Ich laufe weiter und freue mich auf den See, der nun nicht mehr durch schmucke Häuser vom Wanderweg getrennt ist. Doch dann kommt die große Enttäuschung. ALLES PRIVATBESITZ! Meine Laune ist nun endgültig auf dem Tiefpunkt. Kopfschüttelnd bewundere ich den Einfallsreichtum der See- und Stegbesitzer: Bretterverschläge, Eisengitter, Stacheldraht, mehrfach gesichert. Die dazugehörigen Häuser liegen hinter Bäumen gut versteckt auf der anderen Seite des Weges. 

 

Ich bin froh, dass es noch Winter ist, dass mir der Anblick von halbnackten Privatgrundbesitzern, hinter ihren privaten Gitterbuden, auf ihren privaten Stegen, mit ihrer privaten Aussicht und ihrem ganz privaten Wasser verschont verbleibt, während ich natursuchend vor Hitze zerlaufe... Am liebsten würde ich mich daneben stellen und ins Wasser pinkeln oder auf den Weg kacken. Aber wahrscheinlich ist es nur Neid.

 

Denn hab ich schon erwähnt, dass mein Traum ein Haus am See ist?

 



"Privatsteg 117" steht auf dem letzten Steg, den ich fotografierte.

 

Doch irgendwann am Ende des Sees, gibt es sie dann endlich, die öffentliche Badestelle. Für 2,50 € darf man hier von 10.00-20.00 Uhr auf die andere Seite des Zauns schauen. Dafür gibt es dann aber auch einen Sandstrand, grüne Wiese, hohe Bäume und einen Beachvolleyballplatz.

 

Für alle die keine 2,50€ zahlen wollen, um die müden Beine mit ein wenig Wasser zu erfrischen, gibt es am Wandlitzsee schräg gegenüber endlich eine wirklich öffentlich zugängliche Badestelle - mit maroder Steganlage.

 

Danach folgen wieder unzählige Designerhäuser, Villen und auch wenige Lauben bis ich endlich am Bahnhof in unmittelbarer Nähe des Strandbads Wandlitz ankomme und über verschiedenste Ersatzbusse wieder nach Berlin fahre.

 



Wenn man es noch nicht gemerkt hat: Dieser Abschnitt von Wensickendorf nach Wandlitz, gehört für mich als natursuchenden und - liebhabenden Menschen ganz klar NICHT zu den schönsten Etappen auf dem 66-Seen-Weg. Im Buch "66-Seen Wanderung" von Manfred Reschke ist dieser Abschnitt Teil der Etappe bis nach Malchow und zählt zu einer der schönsten Touren.

Daher freue ich mich schon unglaublich auf meine nächste Wanderng, die mich entlang der Drei Heiligen Pfühle, des Regenbogensees, des schönen Liepnitzsees und des Obersees führen wird.


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